Ein nachhaltiges Ereignis: Maximilian Modl berichtet uns

Vielen dank an dieser Stelle an Maximilian Modl für sein Engagement, uns mit seiner zugeleiteten Berichterstattung über  “ Das Camp “ , von unserem Autoren Andreas Galk, zu vergnügen:

 

Der Weg zur Burg

Von Maximilian J. Modl

Die Junge Bühne Rainbach

Nach „Wer hat Angst vor Oliver Twist“ und „Die Welle“ ist „Das Camp“ erst das dritte Stück, das in Rainbach in Oberösterreich aufgeführt wurde. Die Theatergruppe wurde auf Initiative von Helmut Wagner gegründet. Eines der wichtigsten Ziele der Jungen Bühne ist es anspruchsvolle Jugendstücke zu spielen und dadurch das Publikum zu fordern und zum Nachdenken zu bewegen. Unter diesem Leitstern wurde auch „Das Camp“, ein Stück des deutschen Kinder- und Jugendbuchautors Andreas Galk, ausgewählt. Danach konnte Maximilian Modl, Schauspieler und Filmemacher aus Linz, für die Inszenierung, die zugleich sein Regiedebut für die Bühne darstellt, engagiert werden.

Das Stück

Im Original hat Andreas Galk die Handlung in den USA angesiedelt und erzählt die Geschichte eines Boot-Camps. Um in erster Linie die Unmittelbarkeit nicht nur auf der Bühne zu fördern, sondern auch einen starken Bezug zum Publikum aufzubauen, kam es zur Entscheidung, das Stück neu aufzuarbeiten. Dabei wurde entlang des bestehenden roten Fadens die Handlung nach Österreich in ein Erziehungsheim für jugendliche Straftäterinnen verlegt, die Sprache an das Idiom der Spielenden angepasst und Charaktere ergänzt. Es sollte sich aber herausstellen, dass sich die bizarren Eigenarten eines Boot-Camps auch, wenn auch in anderer Form, in Österreich finden.

Die Proben

Bei intensiven Workshops konnte sich Maximilian Modl ein Bild der Jugendlichen machen und gemeinsam mit Helmut Wagner die Besetzung fixieren. Der Probenprozess war geprägt durch die durchdringende Auseinandersetzung jedes Ensemblemitglieds mit ihrer bzw. seiner Rolle. Anhand von Steckbriefen und Aufsätzen wurden Charakterprofile erstellt und die so gewonnenen Erkenntnisse, Erfahrungen und Emotionen in die dichten Proben auf die Bühne gebracht.

Die Aufführungen

Im November 2013 bei ausverkaufter Premiere und drei weiteren Vorstellungen wurde die Inszenierung gefeiert. Das Publikum faszinierte besonders das authentische Spiel und der beeindruckende Mut, mit dem das Ensemble an diese komplexe Materie heranging. Um gezielt junges Publikum zu erreichen, wurden auch drei SchülerInnenvorstellungen angeboten.

„Ich hoffe du sitzt gerade!“

Nach dem Erfolg der Aufführungen war es nur kurze Zeit still um die Junge Bühne, denn schon bald folgten sechs Nominierungen für den Papageno Award, den internationalen Jugendtheaterpreis der Reiman Akademie (mit Sitz in Linz) in Salzburg. Bei der grandiosen Preisverleihung im Mozarteum wurden zwei Nominierungen in Awards umgewandelt. So gewann Lydia Beutl einen Goldenen Vogel als beste Hauptdarstellerin und die Inszenierung einen Goldenen Vogel für die beste Produktion. Dann aber kam, womit niemand gerechnet hatte. Mit den Worten „Ich hoffe du sitzt gerade!“ bereitete Helmut Wagner den Regisseur darauf vor, dass „Das Camp“ nun auch beim 5. Schüler&JugendTheaterTreffen der Jungen Burg, unter der Leitung des Wiener Burgtheaters, ins Rennen ging. Dort wurde „aufgrund der beklemmenden und erschütternden Herangehensweise an ein hochbrisantes Thema“ die Jungen Bühne mit der„Goldene Schere“ ausgezeichnet.

5. Schüler &JugendTheaterTreffen der Jungen Burg

Mein persönlicher Bericht

Von Maximilian J. Modl

Durchgemachte Nächte, zerdachte Gehirnwindungen, verworfene und wiedergefundene Idee schleppe ich mit mir. Und es fühlt sich plötzlich so an, als würde ich mit Vollgas auf ein Ziel zusteuern, von dem ich trotz aller Pläne noch immer nicht das Geringste weiß. Ein belebend beängstigendes Gefühl. So ging es mir, als ich zur ersten Probe nach Rainbach in Oberösterreich fuhr, um für „Das Camp“ zu proben. So geht es mir auch jetzt, da wir kurz davor sind „Das Camp“ im Rahmen des 5. Schüler&JugendTheaterTreffens der Jungen Burg im Akademietheater aufzuführen.

Weit über die Grenzen von Österreich hinaus ist es bekannt. Das Burgtheater. Die ganz Großen der Theatergeschichte spielten und spielen dort um den Einzug in die obersten Gefilde des Schauspielolymps. Und auch Regisseurinnen und Regisseure finden kaum einen prestigeträchtigeren Ort um ihre Ideen zur Inszenierung zu verwandeln.Und so groß das Schwärmen von diesen heiligen Theaterhallen ist, so unerreichbar ist es auch. Und was, wenn man dann doch dort stehen, spielen, einmal ein Stück auf die Bühne bringen darf? Frage ich mich, als ich Aug in Aug mit dem Lichtmeister an der Bühnenrampe stehe. Er starrt mich, nach Zigaretten riechend und mit der Gelassenheit von 1000 Jahren Erfahrung durch seine langen Haare an, und will mich mit einem, wie sich später herausstellen sollte, ans Schmerzhafte grenzenden Händedruck, begrüßen. „Seawas, was mach‘ ma heut?“ will er mit einwandfreiem Wienerisch wissen. Na los…Meine Gedanken gehen wieder mit mir durch, peitschen mir den Angstschweiß in den Nacken und die Nervosität in die Hände.

Erstaunlich, verblüffend, rührend, unerwartet, umwerfend…Nicht einmal im Zusammenspiel können diese Worte beschreiben, wie ich den Prozess des Probens zum einen, zum anderen aber auch den Prozess in allen Beteiligten erlebt habe. Als Team hat jeder von uns neue Aspekte ihrer oder seiner Rolle, des Stücks, der Gemeinschaft, aber auch von sich selbst entdeckt. In eben diesen Momenten der Findung war der Zusammenhalt von großer Bedeutung, denn jede Schauspielerin und jeder Schauspieler kann nur so gut sein, wie es das Umfeld zulässt. Die Entdeckungen, die Enthüllungen kommen von innen. Sie kommen aus jeder und aus jedem. Die Frage ist nur, wie weit diese Emotionen aus uns heraus strömen dürfen, da ich selbst diese Grenze nur so weit verschieben kann, wie mir von meinen Kolleginnen und Kollegen Platz zugestanden wird. Eine Leistung das zu akzeptieren, eine Herausforderung diesen Raum auch zu geben. Wir haben es als Gruppe geschafft einen sicheren, geschützten Raum zu kreieren, in dem alle so emotional, so mutig, so verschlossen, so durchgedreht und so anders sein durften, wie sie gerade Lust hatten.

All das fällt mir in diesen ersten Momenten im Akademietheater ein. Und da formen sich diese Gedanken an unsere Gemeinschaft in eine unsichtbare Hand, die mir den nötigen Stoß versetzt, um endlich Hermann, den Lichtmeister zu grüßen. Mit einem Mal läuft alles los, als hätte ich das Leben um mich wie einen Wasserhahn aufgedreht. Der Inspizient ruft ein, Bühnentechniker bohren, schimpfen und lachen, Assistenten verzweifeln, und die Spielenden flüstern ihren gesamten Text noch ein letztes Mal vor der Vorstellung voller Inbrunst vor sich hin. In dieser geplanten Hektik und dem hochprofessionellen Chaos sitze ich mit Hermann, lege eine Lichtstimmung nach der anderen fest und ich bin dankbar für die Gelegenheit einmal an diesem großartigen Haus mit dieser routinierten Crew für eine Aufführung zusammenarbeiten zu dürfen. Und ich bin froh.

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