Andreas Galk gewinnt deutschen Phantastikpreis 2019

Unser Autor Andreas Galk gewinnt den deutschen Phantastikpreis 2019 in der Kategorie „beste Anthologie“ mit seiner Geschichte „Wisteria“ in der „Noir – Anthologie“ ( Sadwolf-Verlag)!

Das gesamte Team der Theaterbörse freut sich mit ihm und gratuliert von ganzem Herzen!

 

Am 23.November wurden im Rahmen einer feierlichen Gala bei der BuchBerlin die Gewinner verkündet.

Hier ein beeindruckender, persönlicher Bericht der Preisverleihung von Andreas Galk:

 

 

Noch nie habe ich mit einem Protagonisten so hart gerungen wie mit dem Kindermörder Albert Fish, der Hauptfigur in „Wisteria“. Noch nie habe ich so gezweifelt und gehadert bei der Recherche zu seiner Person und der Durchsicht seiner Fallakten, ob ich diese Geschichte überhaupt schreiben soll. Und doch: „Wisteria“ gewann in der Sparte „Noir History“ beim SadWolf-Verlag und schaffte es auf einen der begehrten Veröffentlichungsplätze in der „Noir Anthologie“.

Als ich ein gutes Jahr später erfuhr, dass es die Anthologie auf die Shortlist des Deutschen Phantastikpreises 2019 geschafft hatte, war meine Euphorie kaum zu bremsen. Nicht nur, dass sich die Liste der Preisträger der vergangenen Jahre ein bisschen wie das „Who-is-who“ der phantastischen Literatur liest (Stephen King, George R.R. Martin, Terry Pratchett, Andreas Eschbach, Wolfgang Hohlbein, Dean Koontz, Joanne K. Rowling und nicht zuletzt J.R.R. Tolkien, um nur die vielleicht bekanntesten Namen zu erwähnen). Der Phantstikpreis ist ein Publikumspreis und in einer bestimmten LeserInnenszene durchaus renommiert.

Als Co-Autor des nominierten Werkes stand ich also plötzlich auf der Gästeliste des Preisverleihungsgala im Rahmen der Buch Berlin Ende November 2019. Und das wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen, trotz vorweihnachtlichem Stress im Theater, der Planung einer neuen Podcastepisode und allerlei anstehenden Terminen – ab nach Berlin. Ich hatte meine Frau dazu verpflichtet, mich zu begleiten, um neben dem großartigen Erlebnis, einer solchen Gala beiwohnen zu können, noch ein bisschen Hauptstadtluft zu schnuppern.

Die Gala fand im Mercure Hotel Moabit statt. Das Gefühl, nicht nur Zuschauer, sondern eventuell auch Beteiligter der Verleihungsgala zu sein, ist unbeschreiblich. Da ich erst etwa eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn im Hotel eintraf, hatte ich nur unzulänglich Zeit und Gelegenheit, meine Co-Autoren (die ich bisher nur dem Namen nach kannte) ausführlich kennen zu lernen. Immerhin konnte ich doch die Zeit nutzen, um mit einigen der auf der Buchmesse anwesenden Autoren eine Art Smalltalk zu führen.

Der große Moment: Die Gala beginnt. Durch die Veranstaltung führt passenderweise die Fantastik-Buchbloggerin Amandara M. Schulzke. Die Verleihung des Phantastikpreises gleicht in der Struktur ein wenig der Oscar-Verleihung: In verschiedenen Kategorien (bester deutscher Roman, beste deutschsprachige Serie, bester internationaler Roman und so weiter) werden je 5 Kandidaten durch ein vorheriges Publikumsvoting nominiert (=Shortlist), aus denen dann eine zweite Abstimmung die Gewinner ermittelt. Teilgenommen hatten dieses Jahr Leserinnen und Leser im „deutlich fünfstelligen Bereich“, wie uns mitgeteilt wurde.

Ich sehe der Preisvergabe mit großem Interesse, aber auch ein wenig wie durch einen Schleier zu. Bin ich nervös? Kein bisschen. Meine Frau denkt anders darüber, macht mir Mut, schenkt mir ein Lächeln. Die Trophäe für die beste Übersetzung des Jahres geht an Lieven Litaer, der den „Kleinen Prinzen“ ins Klingonische übersetzt hat. Als bestes Hörbuch wird „Die Chroniken von Azuhr“ von Wolfgang Wagner und Bernhard Hennen ausgezeichnet. Weitere Kategorien folgen. Dann endlich: „Beste deutsche Anthologie“ – und dann sehe ich „unser“ Buch, eingeblendet neben den vier Mitbewerben. Rechnerisch eine Chance von 20%. In so einem Moment eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu einer Million. Die Moderatorin macht es spannend. „And the winner is“… Nein! Doch? Ja? JA! „Noir 1 aus dem SadWolf-Verlag. Herzlichen Glückwunsch!“ Wir haben wirklich gewonnen. Aufstehen im Trance, auf die Bühne, nur nicht stolpern, weiche Knie. Der Verleger nimmt die Trophäe in die Hand, bedankt sich, spricht ein paar Worte, reicht uns Autoren das Mikrofon. Als ich an der Reihe bin, versuche ich, meiner großen Wertschätzung Ausdruck zu verleihen, diesem Preis gegenüber, aber auch seinen Gewinnern. Es gibt nun gefühlt etwas, das uns verbindet, so albern das vielleicht klingen mag. Ein kleines Stück des Siegertreppchens, auf dem auch Stephen King bereits seinen Platz hatte, oder J.R.R. Tolkien, und all die anderen großartigen Schriftsteller, ist nun tatsächlich für mich gedacht. Ein unglaublicher Gedanke. Dann geht es schon wieder runter von der Bühne, sofort der obligatorische Fototermin. Trophäe bewundern, anfassen, staunen, tiefes Glücksgefühl.

Zurück zum Platz. Die Frau gratuliert. Ich bin ihr zutiefst dankbar in diesem Moment. Und: Plötzlich bin ich ein anderer. Endlich kann ich diese Preisverleihung genießen, mich für die restlichen Gewinner ohne das mulmige Bauchgefühl mitfreuen. Das Kribbeln im Bauch ist weg – aber nur, um einem anderen Kribbeln Platz zu machen. Was schreibe ich als nächstes? Welches Projekt steht an?

Am Ende stehen wir alle wieder auf der Bühne, beinahe ausgelassen diesmal. Viele Fotografen, viele Kameras. Rechts neben mir Bernhard Hennen, links die Moderatorin des Abends. Wir flüstern uns Komplimente über unsere Ansprachen zu, während wir in die Kameras lächeln. Minuten des Ruhms, denke ich, aber auch das ist mir egal. Was für ein unvergessliches Erlebnis ist dieser Abend.

Die Trophäe bekommt übrigens im Verlagshaus einen Ehrenplatz – wir Autoren werden eine Urkunde erhalten, und wir werden uns selbstverständlich das Preisgeld teilen. Aber um alles das geht es nicht, mir jedenfalls nicht. Was ich brauchte, habe ich heute Abend bereits bekommen. Mein Leben ist um ein Abenteuer reicher geworden.

Meine Frau und ich entscheiden, noch ein wenig Berlin unsicher zu machen, spazieren durch die kühle Abendluft, bis zum Alexanderplatz. In der Nähe eine Kneipe. Kein „Galavolk“, ganz normale Leute, leise Gespräche, netter Wirt, schöne Musik: runterkommen. Mein Smartphone teilt mir mit, dass meine Freunde mir gratulieren. Ich danke ihnen. Und dann denke ich: Hast du das wirklich erlebt?

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