Autorenporträt: Heinz Gerlach

Aus dem fernen Ecuador berichtet heute unser Autor Heinz Gerlach über seinen Werdegang als Bühnenautor und seine Begeisterung für die Theaterbühne:

„Meine erste Bühnenerfahrung hatte ich als Oberschüler in der Operette „Das Land des Lächelns“ von Franz Lehár im Theater unserer Stadt.

Vom Scheinwerferlicht war ich dabei so geblendet, dass ich das Publikum kaum erkennen konnte, aber gleichzeitig so fasziniert , dass ich gar nicht von der Bühne wollte, bis mein Hintermann, ein kräftiger Mitschüler, der ebenso wie ich als Statist tätig war, die Tragbahre auf welcher eines der vier Mandschu-Mädchen sass, die der chinesische Prinz nach alter Tradition ehelichen musste, mir durch ein Rucken und Zerren mitteilte, dass es jetzt Zeit wäre mit einer Rechtswende die Bühne zu verlassen. Mein letzter Blick in die Zuschauerreihen wurde mit einem Klick des lokalen Fotoreporters festgehalten und prompt war ich am nächsten Tag neben dem chinesischen Prinzen und seinen vier Mandschu-Mädchen in der Zeitung.
Mir war sofort klar, dass ich einen derartigen Erfolg nur schwer toppen könnte und beschränkte mich danach in den kommenden Jahrzehnten auf meine Rolle als Theaterzuschauer.
Nur innerhalb meines Berufes als Erwachsenenbildner war ich als Leiter von Seminaren und Workshops oft in vorderster Reihe aktiv und versuchte den TeilnehmerInnen Themen wie Organisationsentwicklung, Konfliktmanagement, Kommunikation oder Projektplanung mit spielerischen, dynamischen und kreativen Methoden zu vermitteln.
Dies erfolgte innerhalb der Entwicklungszusammenarbeit ab 1984 in Ecuador und später in Peru und Bolivien, anfänglich noch zu einem Zeitpunkt, in dem das Telefonieren sehr teuer war und die transatlantische Verbindung von Unterbrechungen und Rauschen begleitet wurde.

Mein Freundeskreis in Deutschland freute sich deshalb umso mehr über meine handschriftlichen Berichte zu den zahlreichen kulturellen Gegensätzen und den daraus resultierenden Eingewöhnungsschwierigkeiten, die per Brief oder Postkarte aus den fernen Ländern kamen.
Die neuen, schnellen und preisgünstigen Kommunikationstechnologien unseres digitalen Zeitalters beendeten meine Ära des Briefeschreibens. Während dieser Umbruchphase erinnerte ich mich an die Zeit als Mitherausgeber der Schülerzeitung unseres Gymnasiums, begann erneut das Buch von Wilhelm Weischedel „Die philosophische Hintertreppe“ zu lesen und mich mit dem Leben und Denken der gelehrten Frauen und Männer zu beschäftigen.

Heraus kam ein Theaterstück, dessen Ausarbeitung mir persönlich sehr viel Freude bereitete.
Ob ich nun über diese Hintertreppe erneut auf die Bretter, die die Welt bedeuten, gelange, steht in den Sternen. Aber bis dahin genieße ich den Ausblick in den Nachthimmel.“

 

Hier gelangt ihr direkt zum Theaterstück von Heinz Gerlach: Haltestelle Horizont

 

 

 

 

 

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