Autorenporträt: Martin Köhler
Martin Köhler aus Wertheim, Jahrgang 1977, schreibt beruflich als Übersetzer des Geldes wegen und in seiner Freizeit zu seinem Vergnügen und zur Realitätsbewältigung. Hierbei entstehen zumeist Kurzgeschichten mit schwarzem Humor, etwas Lyrik und Kurztheaterstücke, oft auch gesellschaftskritisch. Hier und da werden die Werke (mit Ausnahme der Theaterstücke) bei Lesungen präsentiert.
Die Werke entstehen immer spontan, und den Theaterstücken ist unter Umständen das Faible für Ionesco, Beckett und Kafka anzumerken. Asche macht alle gleich ist ein absurder Vergleich von Atomraketen mit dem Rauchen und wirft die Frage nach der Verantwortung auf, ohne sie zu lösen. Ebenso ungelöst bleibt Was fehlt, wenn Gott fehlt? – es stellt genau die titelgebende Frage und ist zugleich ein philosophisch-absurdes Experiment à la Schrödingers Katze, bei dem es Tote geben wird oder nicht, je nachdem, ob es Gott gibt oder nicht. Zum gleichen Schluss kommt Zug: Es könnte Tote geben, aber man weiß es nicht. Hier ist die Grundlage aber ein Streit über den Klimawandel und den Kapitalismus, und auch hier stellt sich die Frage nach der Verantwortung. Ein nach wie vor aktuelles Thema liegt Abgesahnt. zugrunde, eine Allegorie auf den Cum-Ex-Skandal. Weil dieser relativ kompliziert ist, der gesellschaftliche Schaden aber groß, wurde die Handlung hier an einen Eisstand verlegt, der durch den Betrug der Käufer zugrunde geht. Weil der Kauf von Eis mit Sahne so einfach ist, darf der Zuschauer sich fragen, ob er mitgemacht hätte, wenn er Gelegenheit gehabt hätte.
Stücke, die etwas aus der Art schlagen, sind zum einen Der Beck, weil es nämlich für 9 Schauspieler angelegt ist und kein offenes Ende hat. Es wurde außerdem von der Realität inspiriert, aber nur insoweit, als dass der Heimatbäcker des Autors tatsächlich wegen Personalmangel vor der Schließung stand. Das Stück, eine Tragödie, dreht sich um die Frage, wo Hilfe aufhört und Ausnutzung beginnt oder ob sie auch zusammenfallen können. Zum anderen wäre da noch Mülltonne rausstellen, eine moderne, verkürzte und – nun ja – verballhornte Version von „Kabale und Liebe“. Wie bei Schiller geht es fürchterlich dramatisch zu, es wird ein Degen geführt und eben die Mülltonne rausgestellt (hoffentlich rechtzeitig).
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