Autorinnenporträt: Beate Eger

Aufgewachsen in einem evangelischen Pfarrhaus in Bayern, lernte ich von Kindesbeinen an, emotionale Stimmungen von Gemeindegliedern anhand ihres Auftretens zu erkennen: die einen kamen freudig ins Pfarramt um von der Geburt des Kindes zu erzählen und nach einem Termin fürs Taufgespräch zu fragen, die anderen gingen gramgebeugt, mit Tränensäcken und aschfahl, da sie einen Tod oder ein „Zuendegehen“ angezeigt hatten.
Mit acht Jahren bekam ich selbst Angst vor dem Tod: Bei mir wurde Diabetes Typ I diagnostiziert, dessen Therapie Anfang der 1990er Jahre noch rudimentär war. Fortan ging ich mit Insulinfläschchen und Spritzen (exakt die, welche Junkies heute noch verwenden) in die Schule. Das Spritzen in der Öffentlichkeit bescherte mir viele absurde Situationen mit fremden Mitmenschen und ich lernte, je mehr ich nach außen so agierte, dass ich etwas ganz Normales tue, umso eher sah das auch das unbekannte Umfeld so.
Mich faszinieren verschiedene kulturelle Perspektiven, ich lese gerne Interviews, bin gerne in Ostfriesland, sammle Bücher, liebe es zu reisen, interessiere mich für Medizin und Geschichte und versuche stets, zu verstehen, was Menschen dazu bringt, sich SO zu verhalten – und eben nicht anders.
Mein Studium im wunderschönen Bamberg unterbrach ich für ein Jahr, in dem ich in Palermo als ERASMUS-Studentin lebte – auch studierte, aber in erster Linie LEBTE. Dort saugte ich nicht nur die immense Lebendigkeit der Sizilianer ein, ich wurde ein sehr großer Fan von Zwergpalmen, dem Alltag am Strand und der Leichtigkeit, im Moment zu leben. Ich genoss lange Busfahrten, welche jede für sich eine Theater-Inszenierung hätten sein können. Am Ende wusste ich meistens irgendetwas über JEDEN der Mitfahrer, denn in Sizilien spricht jeder mit jedem, man tauscht sich aus (ob gewollt oder nicht), man teilt sich dem Kollektiv mit. Dies erlebte ich als große Intimität im Gegenzug zu unserer deutschen Mentalität.
Ich war lange auf der Suche nach „wahrem“ Leben und hatte verschiedenste Nebenjobs mit Menschen: ob als Patienten-Fahrdienst im Krankenhaus, Postbotin, Stadtführerin, Bedienung oder Hostel-Mitarbeiterin. Ich genoss vorhersehbare Szenarien und einfache Dialoge in meinem Leben abseits der Uni, die aber auch häufig in Überraschungen endeten.
Mit Ende 20 bereiste ich Singapur, Neuseeland, Australien und Samoa als „Working Traveller“ und durfte meine interkulturelle Kompetenz im noch größeren globalen Kontext erweitern. Gleichzeitig erdete mich diese Erfahrung auch, ich bekam wieder Lust auf Deutschland!
Auch wenn ich als Gymnasiallehrerin für Italienisch, Englisch und Darstellendes Spiel „aufm Land“ gelandet bin, wo ich zufrieden mit meiner Familie lebe, sehe ich mich als Kosmopolitin.
Meine Theaterstücke entwickle ich mit Jugendlichen auf dem Höhepunkt ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Mir ist es wichtig, das Jugendliche Rollen spielen dürfen, die im Wesentlichen ihrem Alter und ihrer sozialen Rolle entsprechen und halte nichts davon, wenn Kinder Großeltern oder ein Königspaar spielen sollen. Ich liebe biographisches und postdramatisches Theater und möchte meine Schülerinnen und Schüler emotional weiterbringen. Wenn ich ihnen mitunter zu der ein oder anderen besseren Entscheidung in ihrem Leben verhelfen kann und ihnen eine weitere Tür in Richtung Kultur aufstoße, habe ich mein persönliches Ziel als Theaterlehrerin erreicht.

 

 

Von Beate Eger erschien bisher das Jugendtheaterstück Ein Jahr im Leben von… im Theaterverlag theaterbörse.

 

 

 

 

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