Kindertheater: Hanna unterm Tisch

Das neueste Stück unserer Autorin Elvira Lauscher heißt Hanna unterm Tisch. Es geht hier um das Mädchen Hanna.
Hanna sitzt am liebsten unter dem Tisch, will ihre Ruhe und spielt tot. Da kommt die lebensbejahende und lustige Annah mit unter den Tisch und lenkt Hanna mit Spielchen, Liedern und einem Plüschhund ab. Doch dann ist Annah wieder weg, nur der Hund ist noch da und dieser bringt Hanna dazu, über sich und ihre Ängste und Probleme zu sprechen. Gerade als Hanna wieder in ihrer Traurigkeit Schutz suchen will, kommt Annah zurück und die beiden beginnen gemeinsam zu spielen. Schließlich schafft es Annah zusammen mit dem Plüschhund, Hanna unter dem Tisch hervorzulocken, um ihre Ängste zu überwinden und mutig in das Leben zu gehen.
Ein sehr einfühlsames Theaterstück zum Thema Depressionen / Ängste / Traumata bei Kindern, mit positiver Botschaft. Für zwei Schauspielerinnen; idealerweise ergänzt/begleitet durch eine fachlich kompetente Reflexionsphase für die zuschauenden Kinder.
Im Folgenden berichtet Frau Lauscher über Entstehung und Idee hinter diesem Kindertheaterstück:
„Die Pandemie war für viele Menschen eine schwierige Erfahrung. Was Kinder aber durchgemacht haben, hat mich betroffen gemacht. Der Schulalltag mit den Sozialkontakten zu Gleichaltrigen und der Möglichkeit, neue Dingen kennen zu lernen, brach einfach weg. Auch außerhalb der Schule durfte man die Großeltern nicht mehr sehen, sich nur begrenzt mit Freunden treffen, nicht Mal mehr auf Spielplätze gehen. Dazu schwierige Lernbedingungen und oft überforderte Eltern, die neben Homeoffice auch noch Lehrbeauftragte wurden. Manche Kinder haben zwei Jahre lang keine Geburtstage feiern dürfen oder nicht mal einen schönen Schulanfang gehabt, der sonst eine bleibende Erinnerung fürs Leben ist. Die Ängste der Eltern um Beruf und Zukunft waren auch für die Kinder spürbar – mental und leider auch durch häusliche Gewalt.
Ich habe mich gefragt, wie dunkel es in manchen Kinderseelen aussieht. Man möchte sich nur noch verkriechen, denn ausdrücken lässt sich diese große Traurigkeit nicht. So habe ich Hanna geschaffen, die sich am liebsten unter den Tisch zurückzieht und die Welt nur noch in dunklen Farben sehen kann. Die lebensbejahende Annah, die lustig, aber trotzdem mitfühlend ist, schafft es, Hanna zu erreichen und deren kindliche Neugierde wieder zu wecken. Sie schenkt ihr sogar neues Selbstbewusstsein, in dem sie ihr die Möglichkeit gibt, die Verantwortung für jemand Schwächeres zu übernehmen. So wird die Welt rund um Hanna langsam wieder bunter und das Stück endet positiv.
Es war mir stets wichtig, den Anlass der Traurigkeit von Hanna so offen wie möglich zu halten, um jedem Kind die Möglichkeit zu geben, sich selbst einzufühlen und an das eigene Erlebte zu denken. Es ist kein Corona-Stück, sondern ein Stück über Ohnmacht und Traurigkeit.
Depressionen werden bei Kindern kaum erkannt, Therapieplätze sind rar. Es ist eine kaum aushaltbare Vorstellung für mich, dass bereits Kinder suizidal sind.
Ich würde mir wünschen, dass „Hanna unter Tisch“ Kindern eine Chance bietet, über die eigenen Ängste und Traurigkeiten zu sprechen. Als Theaterstück für Grundschulen kann es viele Kinder erreichen, um danach gemeinsam ins Gespräch zu kommen. Vielleicht entstehen in Projektarbeiten gemalte eigene innere Bilder und das Thema regt dazu an, über Traurigkeit zu sprechen. Für traumatisierte Kinder aus den Kriegsgebieten kann die bildhafte Sprache des Theaters eine Möglichkeit der Verständigung bieten, selbst wenn es noch Sprachbarrieren gibt.
Ich hoffe sehr, dass ein Schultournee-Theater mit theaterpädagogischer Ausrichtung „Hanna“ entdeckt und vielen Kindern zeigt, dass die Welt auch wieder bunt werden kann.“
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