Mit „Fredy“ nominiert für den amarena Preis 2022: Autorin Kim Salmon stellt sich vor

Kim Salmon wurde 1999 als Tochter einer Kommunalpolitikerin und eines Theaterpädagogen in Frankfurt am Main geboren, wuchs in einer Wohngemeinschaft zwischen Rockern, Katzen und Bücherregalen auf, und beschloss an dieser Stelle des Textes, aufzuhören, so zu tun, als habe jemand anderes ihr Autorinnenportrait geschrieben.

Ich komme also aus einem Umfeld, in dem immer schon Kultur gemacht wurde. Amateurtheater. Linke Politik. Punkrock. Kultur, für die man keinen Anzug tragen muss. Ich bin in Kellertheatern, auf Bücherflohmärkten und auf Benefizkonzerten großgeworden und durfte überall dort die unglaubliche Kraft kennenlernen, die Sprache, Literatur und Performance entfalten können, wenn man sie nicht in den Staatstheatern einsperrt. Kunst und Kultur sind politisch, und persönlich, und ich wusste früh, dass ich an ihnen teilhaben möchte.

Leider stellte ich mich im Laufe meiner Kindheit als zu faul zum Klavierspielen, zu wenig aufmerksam zum Filmemachen und zu ungelenk zum Tanzen heraus. Als Schauspielerin war ich passabel genug, um im Schul- und Jugendtheater ein paar Lacher zu ernten – ich war schon Meister Yoda, griechischer Chor, verhinderter Räuberhauptmann, und die gesamte Handwerkertruppe aus Shakespeares Sommernachtstraum – aber hängengeblieben bin ich letztendlich beim Schreiben. Lange Zeit schrieb ich überwiegend Kurzprosa, Minidramen und ein wenig Lyrik. Während meiner Oberstufenzeit, die ich an einem Internat im Rheingau verbrachte, gewann ich diverse Schreibwettbewerbe wie den Kinder- und Jugendliteraturpreis THEO, den A. E. Johann-Preis für junge Reiseliteratur und den Hamburger Literaturwettbewerb. Außerdem war ich Stipendiatin des Literaturlabors Wolfenbüttel und des Schreibzimmers im Literaturhaus Frankfurt. Einige meiner Texte erschienen zudem in Anthologien.

Mein erstes abendfüllendes Theaterstück Fredy  schrieb ich nach dem Abitur während meines Internationalen Jugendfreiwilligendienstes, den ich in der Ghetto-Gedenkstätte Theresienstadt in Tschechien absolvierte. Dort stieß ich auf die Lebensgeschichte des jungen jüdischen Pfadfinderleiters und KZ-Gefangenen Fredy Hirsch, die mich so beeindruckte und berührte, dass ich sofort wusste, dass ich sie auf die Bühne bringen will.

Das Stück erschien 2020 in der theaterboerse und wurde im Juli 2021 an der Freien Waldorfschule St. Georgen in Freiburg uraufgeführt. Uraufführung Fredy

Zeitgleich liefen in Leipzig, wo ich seit einigen Jahren lebe und Linguistik studiere, die Proben zu meiner eigenen Inszenierung. Einige Freund*innen und ich haben hier das ensemble bühnenlinks gegründet, welches Fredys Geschichte Ende 2021 an zwei Häusern der freien Leipziger Theaterszene zeigte. Auf, vor und hinter der Bühne haben dazu junge Leipziger*innen mit den unterschiedlichsten Hintergründen zusammengewirkt: Studierende und Azubis, mit und ohne Migrationsgeschichte, queer und hetero, mit und ohne Behinderung. Während der Produktion haben wir neue Freundschaften geschlossen, eine Menge gelernt, und riesige Lust auf noch mehr Theater bekommen – ich persönlich lasse mich zumindest so schnell nicht mehr aus dem Regiestuhl zerren. Derzeit sind wir auf der Suche nach einem Stück für 2022. Da unsere Fredy-Inszenierung aktuell für den Deutschen Amateurtheaterpreis amarena  nominiert ist, ist aber auch eine Wiederaufnahme nicht undenkbar.

Für die Zukunft habe ich fest vor, weitere Stücke zu schreiben – als nächstes vielleicht eine Komödie, oder etwas fürs Kindertheater! Außerdem habe ich Lust, mich gemeinsam mit Gruppen an Stückentwicklungen zu wagen und so diverse, zu oft überhörte Perspektiven auf die Bühne zu bringen. Vielstimmiges, politisches, persönliches Theater zu machen. Theater, für das man keine Anzug tragen muss. Punkrock eben.

 

 

 

 

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